Hypoglykämie - Unterzucker

Januar 2019

Wer kann einen Unterzucker bekommen?
Eine Unterzuckerung im eigentlichen Sinne können diejenigen bekommen, die Insulin spritzen oder Medikamente einnehmen, die die Bauchspeicheldrüse dazu bringen mehr Insulin freizusetzen (hierzu gehören die Sulfonylharnstoffe oder Glinide wie z.B. Glimepirid, Glibenclamid oder Repaglinid).

Was sind typische Ursachen für Unterzucker?

Woran erkenne ich einen Unterzucker?
Es gibt sogenannte Alarm-Anzeichen, die durch die Ausschüttung körpereigener Botenstoffe wie z.B. dem Adrenalin entstehen. Sie kommen schnell und sind deutlich zu bemerken. Die Mangelanzeichen hingegen sind nicht so leicht zu bemerken. Sie werden stärker je niedriger der Blutzucker abfällt und entstehen durch den Zuckermangel im Gehirn.

“Alarm”-Anzeichen
  • Herzklopfen
  • kalter Schweiß
  • Hitzegefühl
  • Zittern
  • trockener Mund
  • Blasse Gesichtsfarbe
  • Reizbarkeit, Ungeduld, Nervosität, Aggressivität
  • Heißhunger
“Mangel”- Anzeichen
  • Konzentrationsprobleme
  • verlangsamtes Denken
  • Kraftlosigkeit
  • Sprachschwierigkeiten
  • Sehstörungen, starrer Blick
  • unkoordinierte Bewegungen, unsicherer Gang
  • Schläfrigkeit
  • Gleichgültigkeit, gehobene Stimmung, Niedergeschlagenheit

Was tun bei einer Unterzuckerung?

Schnelle Behandlung durch schnelle BE oder KE!

Ein paar Beispiele:
  • Traubenzucker (1 BE oder KE = 2 Plättchen)
  • Cola, Limonaden (keine Light-Produkte) (1 BE oder KE = 0,1 l)
  • Säfte und andere gesüßte Getränke (1 BE oder KE = 0,1 l)
  • Gummibärchen (1 BE oder KE : 10 Gummibärchen)
  • flüssiger Traubenzucker (z.B. Jubin 2,5 BE / Tube)
  • Marmelade (1 BE oder KE: 20 g ca. 1 EL), Honig (1 BE oder KE: 15 g /1 guter TL)

Wieviel Zucker brauche ich denn?
In der Tabelle siehst du wie stark ein Gramm Kohlenhydrate bzw. 12 BE/KE deinen Blutzucker steigert. Das ist unter anderem gewichtsabhängig.

Körpergewicht BZ-Anstieg pro 1 BE/ KE
(10-12 g Kohlenhydrate)
27-45 kg ca. 60 mg/dl (3,3 mmol/l)
45-73 kg ca. 50 mg/dl (2,8 mmol/l)
73-100 kg ca. 35 mg/dl (1,9 mmol/l)
über 100 kg ca. 25 mg/dl (1,4 mmol/l)
Gary Scheiner MS, CDE - Integrated Diabetes Services LLC

Normalerweise kann man sagen 1-2 BE sind eine gute Abhilfe bei Unterzucker.

Für diejenigen die es genauer wissen wollen hier noch eine Tabelle:

Körpergewicht BZ 70 mg/dl
(3.9 mmol/l)
BZ 60 mg/dl
(3.3 mmol/l)
BZ 50 mg/dl
(2.8 mmol/l)
BZ 40 mg/dl
(2.2 mmol/l)
BZ ﹤40 mg/dl
(﹤2.2 mmol/l)
27-45 kg 10g 12g 14g 16g 20g
45-73 kg 12g 15g 18g 20g 25g
73-100 kg 15g 20g 23g 25g 30g
über 100 kg 20g 25g 30g 35g 40g


Was passiert bei niedrigen Blutzuckerwerten im Körper?

Ab wann man die Anzeichen eines Unterzuckers spürt, kann sehr unterschiedlich sein. Manche spüren die ersten Anzeichen schon bei Blutzuckerwerten um 100 mg/dl bzw. 5,5 mmol/l, wieder anderen bekommen fast gar keine Anzeichen mehr. Wenn du oft hohe Werte hast, merkst du es früher als jemand der eher niedrige Werte und vielleicht sogar öfters Unterzucker hat. Und wenn der Blutzucker schnell abfällt, sind die Symptome meist auch stärker.

Bei Blutzuckerwerten um 65-70 mg/dl (3,6-3,9 mmol/l) wird üblicherweise das Hormon Glukagon ausgeschüttet, welches eine Zuckerausschüttung aus der Leber bewirkt. Es ist wichtig zu wissen, dass bei Alkoholkonsum Glukagon jedoch kaum Zucker aus der Leber freisetzen kann.

Bei Werten von 60-70 mg/dl (3,3-3,9 mmol/l) wird das Hormon Adrenalin ausgeschüttet, dass auch für die so unangenehmen Anzeichen wie Zittern, Schwitzen und Unruhe verantwortlich ist. Adrenalin hilft ebenfalls den Blutzucker wieder zu erhöhen indem die Zuckerausschüttung in der Leber angeregt und der Zuckerverbrauch in den Muskeln gehemmt wird.

Bei häufig wiederkehrenden Unterzuckerungen lässt die Adrenalinausschüttung nach. Das heißt, man bekommt erst viel später Anzeichen für die Unterzuckerung und hat eine geringere Gegenregulation. Darum ist es wichtig häufige Blutzuckerwerte unter 70 mg/dl (3,9 mmol/l) zu vermeiden.

Was ist in den 24 h nach dem Unterzucker zu beachten?
Die Leber möchte nach einem Unterzucker ihre Zuckerreserven wieder auffüllen, die sie zuvor aufgrund verschiedener Hormone als Gegenmaßnahme zum Unterzucker ausgeschüttet hat. In den 8-12 Stunden nach einem Unterzucker sollte man daher vorsichtiger korrigieren. Bei Unterzuckerungen mit Werten unter 50 mg/dl (2,8 mmol/l), sollte man in den darauffolgenden 24 h bei Sport und Alkoholkonsum besonders vorsichtig sein, da hier das Risiko für einen erneuten Unterzucker besonders groß ist.